Protokoll
der Sitzung am 9. Juli 2024
(07.2024 / 23. Jg.)
- Rückblick auf den Besuch aus Leegebruch, 5. – 7. Juli 2024
Ein breit gespanntes Programm erlebten die Gäste: Hortensienkultur Kötterheinrich, Einblick in die Geschichte der Juden in Lengerich, Haus Vortlage, Besichtigung von Tecklenburg. Dank an Alfred Wesselmann für die hervorragende Begleitung! Die Begegnungen sind bereichernd und für den Besuch 2025 in Leegebruch wird geworben. - Das Kriegerehrenmal an der Stadtkirche: Was war die „Botschaft“ dieses Denkmals?
„Manche Lengericher nennen es historisch korrekt „Kriegerehrenmal.” Andere schwächen das ab und sprechen heute politisch korrekt von einem „Mahnmal.” Zwischen diesen beiden Begriffen liegen aber Welten. Vieles in der Vergangenheit wird damit entschuldigt, dass es dem damaligen „Zeitgeist” entsprochen hätte und deshalb nicht mit heutigen Maßstäben gemessen werden dürfe. Also habe ich nachgelesen, was den damaligen Zeitgeist ausmachte. Das erschreckende Ergebnis: das Kriegerehrenmal deckt sich nahezu vollständig mit dem damaligen Stahlhelm-Gedankengut. Gilt dessen Botschaft in Lengerich immer noch unwidersprochen? Wenn nicht, woran wird das sichtbar?“(Harald Klöpper)
Was war die „Botschaft“ des Kriegerehrenmals?
Der Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten) wurde kurz nach dem Ersten Weltkrieg 1918 in Magdeburg gegründet. Die Initiatoren galten als der demokratiefeindlichen DNVP nahestehend. „Ziele waren die Errichtung einer Autokratie in Deutschland, die Vorbereitung eines Revanchekrieges und die Errichtung eines antiparlamentarischen Ständestaates. In der Fürstenwalder Haßbotschaft‘ vom September 1928 hieß es: »Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau, seine Form und seinen Inhalt«, weil er ein Hindernis dagegen darstelle, »unser geknechtetes Vaterland zu befreien, […] den notwendigen Lebensraum im Osten zu gewinnen und das deutsche Volk wieder wehrhaft zu machen«. Deshalb bezeichneten die Stahlhelm-Mitglieder gegen Ende der Weimarer Republik sich selbst in Abgrenzung zur NSDAP auch als die ‚deutschen Faschisten‘. Zu weiteren Grundforderungen gehörten die Schaffung eines ‚völkisch großdeutschen Reiches‘, die Bekämpfung der Sozialdemokratie sowie des ‚Händlergeistes des Judentums‘ und der demokratisch-liberalen Weltanschauung, die Vergabe führender Stellen im Staat an Frontsoldaten und eine Politik für Lebensraum im Osten“, sagt Wikipedia.Helgard Weiß erinnert an den Beitrag von Marion Marx † „Frauendarstellungen im Kriegerdenkmal an der Lengericher Stadtkirche“ (Lengericher Frauen, S. 140-149).Erste Überlegungen und Sammlungen für ein Denkmal gab es 1922. Die Not war groß. Im Jahr 1925 fand eine Sitzung aller Vereine auf Einladung des Kriegervereins statt. „Es ist zum Schämen. Jeder Ort ehrt seine Gefallenen, nur Lengerich nicht“ (Tischlermeister Brunsmann). 1929 erhält den ersten Preis der Entwurf von Stadtbaurat Gustav Reich, Kamen (1887-1970) und Bildhauer Heinrich Baier*, Dortmund. Begründung des Preisgerichts: „Die Verbindung von Architektur und Plastik ist anzuerkennen. Das Denkmal fügt sich in glücklicher Weise in das Gesamtbild der Kirche ein und bedeutet eine Bereicherung des Platzbildes. Auch ist ein ausreichend und guter Platz für die Namen in den drei Nischen vorhanden“. Dass Frauen Bestandteil des Kriegerehrenmals ist, ist etwas Besonderes. „… Dass niemals vergessen werde, wie tapfer deutsche Frauen und Jungfrauen Entsagung und Leid einer unendlich schweren Zweit auf sich genommen haben, deshalb ist auch der Mutter und Gattin, der Schwester und Braut ein Ehrenplatz zwischen den Quadern dieses Denkmals eingeräumt worden“, so Gustav Reich am 16. März 1930.
Eigentümerin des Denkmals ist die Evangelische Kirchengemeinde. Bei der Aufgabe der Pflege des Denkmals sollte sie von den Vereinen, den Schützen, dem Heimatverein und der Stadt unterstützt werden.
Was haben die Gründer gewollt und was ist die „Botschaft“ heute? Weitere Erkenntnisse und Einsichten werden gefördert. - Neues von der Familie Löwenberg (Harald Klöpper)
Über die (atemberaubenden) Fluchtwege der weit verzweigten Lengericher Familie Löwenberg/Löwenstein berichtet Harald Klöpper. Eine Darstellung auf der Webseite des HV ist geplant. Danke für den Beitrag. - Ukrainische Flüchtlinge in Lengerich: Wer möchte den Kontakt pflegen und gestalten? (Frau Diener ist die kompetente Ansprechpartnerin.)
Die Gruppen des HV werden aufgefordert, nach ihren Möglichkeiten Kontakte mit den ukrainischen Flüchtlingen aufzunehmen und sie einzuladen. - Verschiedenes
Michael Rottmann ist jetzt der Federführende für die Ausbildung der Stadt- und Landschaftsführer*innen.Nächster Termin: September 2024Berthold Ostermann, Protokollant