Führung über den jüdischen Friedhof Lengerich
„KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ ist das Motto des diesjährigen Tag des offenen Denkmals am 11. September 2022.
In diesem Rahmen findet um 15 Uhr eine Führung mit Bernd Hammerschmidt von der AG Stolpersteine des Arbeitskreis Geschichte über den jüdischen Friedhof statt. Treffpunkt ist der Parkplatz am Ende der Eichenstraße.
Bernd Hammerschmidt schreibt zu diesem Thema:
Der jüdische Friedhof in Lengerich
Anders als der evangelische Zentralfriedhof, der sich in Sichtweite der zentral gelegenen Stadtkirche befindet, liegt der jüdische Friedhof am Rande der Stadt, beinahe versteckt am Ende des Finkenweges. Er ist das einzige erhaltene Zeugnis, dass es in Lengerich eine jüdische Gemeinde gegeben hat.
Die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Lengerich reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Die ältesten Grabsteine lassen sich auf die Zeit zu Beginn der 1770er Jahre datieren, aber erst 1867 wurde die „Judenschaft zu Lengerich“ als Eigentümer für den jüdischen Friedhof Am Berg eingetragen. Die letzte Bestattung eines jüdischen Mitbürgers fand im Juli 1936 statt; David Mildenberg wurde neben seiner Tochter Meta, die 1893 im Alter von neun Monaten gestorben war, beigesetzt. Ab 1944 wurden auf diesem Friedhof osteuropäische Zwangsarbeiter beigesetzt.
Erst nach Ende des 2. Weltkriegs wurde, entsprechend einer Anordnung der britischen Militärregierung, der Friedhof von ehemaligen SA-Angehörigen im Jahre 1946 wieder instand gesetzt. Der Eintrag des 2.550 qm großen jüdischen Friedhofs in die Denkmalliste der Stadt Lengerich erfolgte nur mit Verzögerung im Jahre 1994.
Ursprünglich waren die Inschriften auf den Grabsteinen in hebräischer Sprache gehalten; im Laufe des 19. Jahrhunderts, im Zuge eines aufkommenden liberalen Judentums, wurden zunehmend Grabinschriften auf Deutsch verfasst. Dies spiegelt sich auch auf dem Lengericher Friedhof wieder. Neben rein hebräischen oder rein deutschen Inschriften gibt es auch zweisprachige Grabsteine; dazu zählen die beiden für Salomon Albersheim und Daniel Meyer.