Familie Beccard in Lengerich

Die Familie Beccard entstammt den französischen Hugenotten, die wegen ihres protestantischen Glaubens Frankreich im 18. Jhdt. verließen, als unter König Ludwig XIV. der Glaube verboten und die Protestanten verfolgt wurden. Die Familie Isaak Beccard floh 1686 nach Parstein bei Angermünde in der Uckermark ( Preußen ) und siedelte sich dort mit etwa 30 Flüchtlingsfamilien an. Sie stammte aus dem kleinen Ort Vénérolles in der Picardie, in der Nähe von Mons, heute Belgien. Der älteste Sohn Abraham aus der bereits 3. Generation in Preußen siedelte um 1750 nach Berlin über.

Sein Sohn, Johann Friedrich Beccard in der 4. Generation, 1766-1836, lernte in Berlin das Schneiderhandwerk und kam nach seinen Wanderjahren über Leipzig, Dessau, Frankfurt/M., Den Haag, Münster, Osnabrück und zuletzt Haus Cappeln (Westerkappeln) 1796 nach Lengerich, wohl kein Zufall! Denn dort wohnte er bei der Familie Germain Bruno Bénard, Hotel „Goldener Löwe“, Bahnhofstraße, der aus Séléstat (Schlettstadt) kam, vermutlich Verwandtschaft: Bénard = Beccard. Die Verbindung wurde auch gehalten.

Als Geselle ging Friedrich B. zum Schneider und Kleidermacher Peter Wilhelm Dillmann an der Bergstraße 10. 1798 kaufte er von Kaufmann Blömer das Haus an der Münsterstraße 128, heute Münsterstraße 26, und heiratete ein Jahr darauf Margarethe Sophie Dillmann, die Schwester seines Meisters.

Das Ehepaar hatte drei Kinder: Friedrich, geb. 1800; Agnesa, geb. 1802 und Wilhelm, geb. 1808.
Friedrich erlernte das Klempnerhandwerk und blieb in dem Haus an der Münsterstraße, wo er mit Sophie Anna Welp eine Familie und den Klempnerbetrieb gründete.

Sohn Carl Friedrich Wilhelm heiratete Friederike Antrup aus Leeden, und deren Sohn Wilhelm führte ebenfalls das Geschäft weiter. Ihm folgten die Söhne Friedrich und Wilhelm Beccard, die das – jetzt – Installationsgeschäft – gemeinsam weiterführten. In der jetzigen Generation hat Karin Beccard, Meisterin im Installationshandwerk, das Geschäft übernommen.

Agnesa ging in das Hotel “Zum goldenen Löwen”, aber die Familie starb nach zwei Generationen aus und das Haus wurde verkauft (an Quarritsch).

Der jüngste, Wilhelm Beccard, wurde nach dem frühen Tod seiner Mutter, mit drei Jahren zu seinem Onkel Peter Wilhelm Dillmann an der Bergstraße gegeben, deren Tochter früh verstorben war. Dort wurde er liebevoll aufgezogen und zum Lehrer ausgebildet.

Seine erste Lehrerstelle war in Schollbruch und er heiratete auch 1840 die Tochter des Bauern Keller aus Schollbruch, Marie Charlotte Keller. Wilhelm erbte das Haus seines Onkels Dillmann und fortan wohnte die Familie in dem Haus an der Bergstraße 10. Es wurden 40 Jahre Lehrertätigkeit, Organist und Chorleiter. Die Familie war immer mit zahlreichen Kindern gesegnet. Es folgten noch zwei Generationen Lehrer: Julius Beccard und seine Tochter Marie, die beide an der Stadtschule unterrichteten. Im Haus an der Bergstraße lebten bis in die 70er Jahre die Schwestern Marie, Ursel, Musiklehrerin, und Martha Beccard, Mitarbeiterin im Roten Kreuz. Danach verwalteten es die Erben.

2003 erwarb der Heimatverein das Haus mit Unterstützung der Nordrhein-Westfalen Stiftung und baute es zum heutigen Heimathaus um.

Die Familien Beccard gibt es noch heute, wenn auch schon klein geworden, sind sie weit in der Welt verstreut – bis nach Neuseeland ausgewandert – und haben viele Namensvetter (oder weitläufige Verwandte) in ganz Deutschland.

Verfasst von Marlies Leifheit im Dezember 2016 – wir danken hierfür herzlich!

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